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Plastizität im somatosensorischen System

Thomas Weiss

Der Begriff der Plastizität wird im Alltag unterschiedlich benutzt. So sind Metalle in einem gewissen Umfang verformbar, bevor sie zerbrechen, eine Eigenschaft, die man Plastizität nennt. Eine ganze Gruppe chemischer Verbindungen wird Plaste genannt, weil sie sich leicht verformen lassen. In diesem Beitrag wird mit Plastizität eine Grundeigenschaft des ZNS bezeichnet, wobei der Begriff für die Fähigkeit des Zentralnervensystems zur Anpassung an veränderte Umweltbedingungen bzw. an Beanspruchung steht. Plastizität ist die Grundlage von Lernprozessen. Als solche wird sie auch im somatosensorischen System nachweisbar. 

Der Plastizitätsbegriff wird aber auch in der Neurowissenschaft noch auf wenigstens zwei Ebenen verwendet, die sich nur teilweise überlappen. Die ursprüngliche Bedeutung lag in der Bezeichnung von morphologischen Veränderungen, die bei Lern- und Gedächtnisprozessen nachgewiesen wurden und die in den frühen Entwicklungsphasen besonders ausgeprägt auftreten. Hierzu gehört etwa die Ausbildung neuer synaptischer Verbindungen. Verbunden mit dem Vordringen neurowissenschaftlicher Methoden bis in den subzellulären Bereich, wurde der Begriff Plastizität ausgedehnt und beinhaltet heute auch Veränderungen etwa in einer Synapse, eines Dornfortsatzes usw.. In diesem Zusammenhang findet man oft den Begriff der funktionellen Plastizität. 

Bis vor kurzem noch glaubten die meisten Neurowissenschaftler, dass das erwachsene Gehirn sehr streng verdrahtet und daher mit Ausnahme weniger Regionen, die direkt als Speicher fungieren, relativ unfähig zu plastischen Veränderungen sei. Vornehmlich in den letzen zwei Jahrzehnten stellte sich jedoch heraus, dass es sich um einen Irrglauben handelte (Übersicht z.B. bei [9]). So konnte für verschiedene Sinne und unterschiedliche Kortexareale gezeigt werden, dass es im Gehirn zu einer Reihe von Veränderungen kommt, wenn veränderte Umweltbedingungen oder/und wiederholte spezifische Beanspruchungen auftreten. Das somatosensorische System stellt dabei keine Ausnahme dar. Vielmehr wurden viele Befunde zum ersten Mal für dieses System gezeigt, bevor analoge Ergebnisse aus anderen Modalitäten vorlagen. 

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<link>« Neurophysiologische Grundlagen des zentralen somatosensorischen Systems
<link>» Änderungen der hirnelektrischen Aktivität bei haptischer Reizverarbeitung
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